25 Jahre Rote Hilfe Heilbronn!
Am 20. September 1989 wurde in Heilbronn eine Ortsgruppe der bundesweiten linken Schutz- und Solidaritätsorganisation Rote Hilfe e.V. gegründet. Am 15. Dezember 1989 trat die neu gegründete Rote Hilfe Heilbronn mit einem Gründungsfest im Bürgerhaus in Böckingen erstmals öffentlich in Erscheinung.
Es war damals keinesfalls selbstverständlich, dass sich linke AktivistInnen in der Roten Hilfe zusammenschlossen, um eine „von Höhen und Tiefen der politischen Auseinandersetzungen unabhängige Antirepressionsarbeit“ zu leisten, wie es im Heilbronner Gründungsaufruf hieß.
Viele Linke misstrauten allen zentralen Strukturen und innerhalb der Roten Hilfe gab es heftige Debatten über die Ausrichtung der Organisation.
Heilbronn war 1989/1990 die einzige Stadt in Baden-Württemberg, in der eine Ortsgruppe der Roten Hilfe existierte. Diese gibt es ohne Unterbrechung bis heute, seit 25 Jahren. Sie hat bewegungsarme und bewegungsintensive Zeiten überstanden, mit mehr als 60.000 Euro bei der Zahlung von Gerichts- und Anwaltskosten unterstützt und stundenlang Menschen betreut, die von Repressionen betroffen waren.
Ob im antifaschistischen Kampf, bei Aktionen gegen Castor-Transporte oder auf Anti-Kriegs-Demonstrationen: immer konnten sich AktivistInnen darauf verlassen, nicht alleine da zu stehen, wenn sie in Gewahrsam genommen, festgenommen, vor Gericht gezerrt, mit Strafbefehlen bedroht oder vom Verfassungsschutz angequatscht wurden.
25 Jahre Rote Hilfe Heilbronn – für uns ein Grund zu feiern, einen Blick auf die eigene Geschichte zu werfen und uns für die nächsten 25 Jahre aufzustellen. Denn eins ist klar: solange es Widerstand gegen die bestehenden Verhältnisse gibt, wird der Staat dies mit Repressionen und Überwachung beantworten. Und der alte Spruch stimmt immer noch: die Waffe dagegen heißt Solidarität.
Zur Geschichte der linken Solidaritätsbewegung – Vortrag und Diskussion mit Hartmut Rübner
Die Geschichte der Roten Hilfe geht zurück bis in die 1920er Jahre. 1932 hatte die „Rote Hilfe Deutschlands“ (RHD) über eine Million Mitglieder und 3770 Ortsgruppen und war eine wichtige Massenorganisation der revolutionären ArbeiterInnenbewegung. Während des deutschen Faschismus zerfiel die Rote Hilfe Ende der 1930er Jahre.
Erst nach der Revolte von 1968 wurden durch die verschiedenen Fraktionen der Neuen Linken wieder Rote Hilfe-Gruppen gegründet. Zunächst vom antiautoritären Flügel der „Außerparlamentarischen Opposition“ (APO), später im Einflussbereich maoistischer K-Gruppen und Parteien. Ab 1975 war die „Rote Hilfe Deutschlands“ (RHD) vor allem ein Projekt der „Kommunistischen Partei Deutschlands/Marxisten-Leninisten“ (KPD/ML). In den 1980er Jahren öffnete sich die Rote Hilfe und wurde allmählich zu der breiten Solidaritätsorganisation der gesamten Linken, wie wir sie heute kennen.
Hartmut Rübner ist Politikwissenschaftler und Research Fellow an der Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts in Bremen. Er hat sich ausführlich mit der Geschichte der Roten Hilfe befasst und dazu unter anderem das Buch „Die Solidarität organisieren – Konzepte, Praxis und Resonanz linker Bewegung in Westdeutschland nach 1968“ veröffentlicht.
In seinem Vortrag wird Hartmut Rübner einen Überblick über die Entwicklung der linken Solidaritätsarbeit geben und dabei einen Schwerpunkt auf die undurchsichtig erscheinenden Aufspaltungen in den 1970er Jahren legen. Dabei berücksichtigt er auch Fragen, die sich aktuell weiterhin stellen: Wie kann eine wirklich strömungsübergreifende Organisation aufrecht erhalten werden? Welche Möglichkeiten gibt es, um einen kritischen Diskurs über politische Justiz in einem breiteren gesellschaftlichen Rahmen zu verankern? Ist eine linke Solidaritätsorganisation nur für den „Genossenschutz“ politischer AktivistInnen verantwortlich oder soll sie alle aus fragwürdigen Gründen von der Justiz Verfolgten unterstützen?
Solidarität ist eine Waffe
Waffen kosten Geld!
25 Jahre Jubiläumsfeier | 22. November 2014 | 14.30 Uhr
Soziales Zentrum Käthe (Wollhausstraße 49, 74072 Heilbronn)
15.00 Uhr: Vortrag von Hartmut Rübner ”Zur Geschichte der linken Solidaritätsbewegung”
19.00 Uhr: Konzert mit Carmel Zoum und Revolte Tanzbein